Weniger Azubis in der Region

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24.11.2021

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar meldeten sich vom 1. Oktober 2020 bis 30. September 2021 3.136 Jugendliche bei der Berufsberatung. Dies entsprach einem Minus gegenüber dem vorherigen Berufsberatungsjahr von 330 (9,5 Prozent).

 

„Zu Beginn des Berufsberatungsjahres konnten wir aufgrund des Lock-downs Berufsorientierungs- und Beratungsgespräche nicht in der gewohnten Form anbieten. Der Start in das nächste Ausbildungsjahr war damit für alle Beteiligten ein großer Kraftakt. Wir haben unsere digitalen Wege der Berufsberatung stark ausgebaut und bieten seit gut einem Jahr die Videoberatung an. Das hat geholfen, um in Kontakt mit den jungen Berufsstartern zu bleiben. Mit den Lockerungen hat sich die Lage auf dem Ausbildungsmarkt wieder etwas aufgehellt. Wir konnten wieder Beratungsgespräche an Schulen und in den Arbeitsagenturen anbieten. Ausbildungssuchende und Betriebe konnten durch die Öffnungsschritte wieder zusammenkommen. Insgesamt haben sich im Laufe des Beratungsjahres allerdings viel weniger junge Menschen bei uns gemeldet als das üblich ist,“ interpretiert Silke Babiel, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, die Statistikzahlen.

 

Gleichzeitig stieg die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen. Insgesamt 3.660 Aus-bildungsplätze wurden von Unternehmen und Institutionen gemeldet, das waren 302 (9,0 Prozent) mehr als im September 2020.

 

Silke Babiel weiter: „Bei rückläufigen Bewerberzahlen und gleichzeitig steigenden Ausbildungsangeboten entwickelte sich, auch in Pandemiezeiten, der Ausbildungs-markt zunehmend zu einem Bewerbermarkt, auf dem Unternehmen um Jugendliche werben.“

 

„2267. Das ist die Zahl der neuen Ausbildungsverträge zu Ende September diesen Jahres“, sagt Dr. Kirsten Anna van Elten, Abteilungsleiterin Ausbildung der IHK Braunschweig. „Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 1,2 Prozent. Gemessen an den großen Herausforderungen der vergangenen eineinhalb Jahre ist das ein Ergebnis, das mich positiv stimmt. Unsere Ausbildungsunternehmen sind mit viel Engagement dabei jungen Menschen den Weg ins Berufsleben zu ebnen und haben auch in der Pandemie einiges bewegt – ohne dies, wären solche Zahlen nicht möglich“, betont van Elten.

Überdies trägt die Flexibilität der ausbildenden Unternehmen maßgeblich zur angesprochenen Tendenz bei: „Der Start in eine Berufsausbildung ist ganzjährig möglich. Viele Unternehmen sind dafür offen und weichen von klassischen Bewerbungs- und Einstellungsfristen ab“, merkt die Abteilungsleiterin an.

 

„Bei allen Bemühungen ist eines aber wichtiger denn je: Die Berufsorientierung. Gemeinsam mit den anderen niedersächsischen Industrie- und Handelskammern beteiligen wir uns an dem Projekt „Moin Future“. Das Projekt informiert auf seinen Seiten über die vielfältigen Möglichkeiten der Berufsausbildung, zeigt anhand von Praxisberichten Berufswege auf und gibt wichtige Orientierung auf der Suche nach dem Traumberuf“, erzählt van Elten. „Gemeinsam mit Berufsschulen, Betrieben und weiteren Institutionen ist es wichtig die Berufsorientierung zu stärken und auszubauen. Vor allem das „Präsent sein“ – sei es auf Sichtbarkeit oder aber auf Präsenz versus Digitalität gemünzt – wird zukünftig noch wichtiger sein“, sagt van Elten.

 

„Die Betriebe im Handwerk bilden auch während der Corona-Pandemie mit großem Engagement aus, das zeigen unsere Zahlen. In den Städten Braunschweig und Salzgitter sowie den Landkreisen Wolfenbüttel und Goslar hatten wir Ende September 814 neue Ausbildungsverträge zu verzeichnen. Das sind rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr“, sagt Günter Neumann, Leiter Berufsbildung bei der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg- Stade. Dazu beigetragen habe sicherlich der „Sommer der Berufsbildung“, mit dem auch die Handwerksorganisationen als Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung bei jungen Menschen und Betrieben für die duale Ausbildung geworben haben.

 

„Die Berufsoptionen sind derzeit im Handwerk so gut wie kaum jemals zuvor. Denn der Nachwuchs wird in unseren Betrieben dringend gebraucht, um die wichtigen Zukunftsaufgaben umzusetzen wie die Erreichung der Klimaziele oder die Elektromobilität. Außerdem bietet das Handwerk eine hohe Arbeitsplatzsicherheit und Karrieren mit Perspektive. Das bestätigt auch die OECD in ihrem aktuellen Bildungsbericht. Eine Ausbildung im Handwerk ist also auch jetzt noch eine gute Wahl, denn ihr Beginn ist jederzeit möglich.“ Aber auch nach dem „Sommer der Berufsbildung“ müsse der Ausbildungsmarkt weiter stabilisiert werden, damit sich die Folgen der Pandemie nicht langfristig auf die Zahl der Ausbildungsverträge auswirken.

 

„Um die berufliche Bildung zu stärken, gilt es, die Berufsorientierung systematisch auszubauen, allgemeinbildende Schulen besser mit Handwerkskammern und Innungen zu vernetzen, Schulabsolventen und Auszubildende zu fördern sowie die Ausbildungsbetriebe zu unterstützen“, sagt Neumann.